In Deutschland knicken täglich ca. 10.000 Menschen um. Damit zählen Bänderdehnungen und Bänderrisse im Sprunggelenk zu den häufigsten Verletzungen, die in der Notfallambulanz behandelt werden. Die Risikosportarten dabei sind Basketball, Handball und Volleyball. In 85% der Fälle sind bei Sprunggelenkverletzungen die Außenbänder betroffen. Je nach Ausmaß kann es zu Bänderdehnungen, -zerrungen bis hin zum Bänderriss kommen. 10–15% betreffen die Syndesmose.
Bänderverletzungen am Sprunggelenk
Verletzungsmuster und Therapiemöglichkeiten
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Welche Bandverletzungen können auftreten?
Verletzungen des äußeren Bandapparates entstehen, wenn der Fuß plötzlich nach außen umknickt (Supinationsbewegung) in Verbindung mit einer Plantarflexion, also der Bewegung des Fußes nach unten. Dabei können die Außenbänder überdehnt bzw. gezerrt werden oder reißen. In den meisten Fällen ist das vordere Außenband (LFTA) betroffen, gefolgt von dem mittleren Außenband (LFC).
Neben Schmerzen kann es zu Schwellungen, Blutergüssen und weiteren Beschwerden bei Belastung des Fußes kommen. Auslösende Ursachen sind zum Beispiel Bodenunebenheiten oder das Landen auf dem Fuß des Gegners (z. B. beim Volleyball am Netz). Der Schweregrad einer Außenbandverletzung wird meist nach der Anzahl und Schwere der verletzten Bänder bestimmt. Man unterscheidet Grad 1–3 Verletzungen:
Grad I (leicht)
- Leichte Überdehnung bzw. Zerrung und mikroskopisch feiner Riss der Fasern eines Bandes oder mehrerer Bänder
- Leichte Schmerzempfindlichkeit und Schwellung um den Knöchel
Grad II (mäßig)
- Teilweiser Riss eines Bandes oder mehrerer Bänder
- Mäßige Schmerzempfindlichkeit und Schwellung im Bereich des Knöchels
- Instabilitätsgefühl bei bestimmten Bewegungen
Grad III (schwer)
- Vollständiger Bänderriss eines oder mehrerer Bänder
- Erhebliche Schmerzempfindlichkeit und Schwellung im Bereich des Knöchels
- Deutliches Instabilitätsgefühl
Verletzungen des Innenbandes (ligamentum deltoideum) treten deutlich seltener auf, da die Bandstrukturen an der Innenseite des Sprunggelenkes viel kräftiger sind als am äußeren Bandapparat. Verletzungen des Innenbandkomplexes entstehen zum Beispiel durch ein Pronationstrauma, das heißt durch ein Umknicken des Fußes nach innen. Es handelt sich um eine deutlich schwerere Verletzung als die des äußeren Bandapparates, da das Innenband sehr viel komplexer aufgebaut ist. Bei der klinischen Untersuchung zeigt sich eine Schwellung über dem inneren Knöchel und den umliegenden Weichteilen sowie in manchen Fällen ein Bluterguss.
Bei der Syndesmose handelt es sich um Bindegewebsstränge, welche das Schien- und Wadenbein sowie die Sprunggelenkgabel stabilisieren. Die Syndesmose wird auch als ein unechtes Gelenk bezeichnet. Der häufigste Mechanismus bei Verletzungen der Syndesmose ist die Überstreckung und Außenrotation des oberen Sprunggelenks.
Im Gegensatz zur äußeren Bandverletzung verursachen Syndesmoseverletzungen oft nur geringe Schwellungen, dafür aber starke Schmerzen. Es wird unterschieden in stabile und instabile Verletzungen. Bei stabilen Verletzungen ist nur die vordere Syndesmose, bei instabilen Verletzungen hingegen zusätzlich die hintere Syndesmose betroffen.
Therapiemöglichkeiten bei Außenbandverletzungen
Phase 1
Ziel: Überwinden der Entzündung und der Schwellung
Beinhaltet Ruhigstellung und Schutz des verletzten Sprunggelenks zur Reduktion von Schmerzen und Schwellungen sowie die Unterstützung der Wund- und Bandheilung. Klassisch dafür ist in der Akutphase das PECH-Schema:
Pause: Entlasten, schonen und unkontrollierte Bewegungen vermeiden
Eis: Innerhalb der ersten drei Tage sollte alle ein bis zwei Stunden ca. 20 Minuten lang gekühlt werden, bis die Schwellung zurückgeht. Dazu ein Kühlpad bzw. eine Kühlkompresse verwenden. In jedem Fall direkten Kontakt zwischen Haut und Kühlmittel vermeiden.
Compression: Zur Reduktion der Schwellung einen leichten Druckverband anlegen mit einer elastischen Binde, ohne stabilisierende Wirkung. Treten starke Schmerzen oder Gefühlsstörungen auf, sitzt der Verband zu fest und muss sofort gelöst werden.
Hochlegen: Sprunggelenk bzw. Fuß auf Höhe des Herzens lagern z.B. mit einem Kissen, damit die Schwellung schneller zurückgeht und der Blutrückfluss zum Herzen erleichtert wird.
Neben dem bewährten PECH-Schema kommt auch eine Vielzahl von manuellen Techniken wie die Lymphdrainage zum Einsatz. Je nach Schwere der Verletzung wird die PECH-Regel mit abschwellenden Medikamenten und einer Ruhigstellung beispielsweise mittels Unterschenkel-Fuß- oder Sprunggelenkorthese für die ersten 10 Tage kombiniert.
Phase 2
Ziel: Kontrollierte Mobilisierung und Belastungsaufbau
Um die heilenden Strukturen zu unterstützen und die Gefahr einer erneuten Verletzung zu minimieren, gilt es, das Sprunggelenk mit einer halbstarren Knöchelorthese zu stabilisieren. Eine begleitende physiotherapeutische Behandlung nach 10–14 Tagen ist dabei zu empfehlen.
Mit dem Ziel, wieder voll durchstarten zu können und die heilenden Strukturen zu festigen, sollte die Belastungssteigerung schrittweise erfolgen. Die Schmerzschwelle sollte dabei nicht überschritten werden.
Das Tragen einer halbstarren Knöchelorthese bis zum 60. Tag unterstützt das Sprunggelenk im Training. Physiotherapie und das eigenständige Üben zu Hause helfen, die muskuläre Stabilität und Koordination zu verbessern sowie zu mehr Kraft und Beweglichkeit zurückzukommen. Hier finden Sie angeleitete Übungen.
Phase 3
Ziel: Volle Belastbarkeit wiederherstellen
Umfasst den graduellen Belastungsaufbau von Bändern und Muskeln durch leichte Übungen für das Sprunggelenk. Im weiteren Verlauf wird das Wiederherstellen der vollen Beweglichkeit, Kraft und Stabilität durch gezieltes Training verfolgt. Dabei unterstützt das Tragen einer Sprunggelenkbandage den Knöchel und reduziert das Risiko einer erneuten Verletzung.
Therapiemöglichkeiten bei Innenbandverletzungen
In nur 4% der Fälle sind die Innenbänder isoliert verletzt. Meistens sind zusätzlich die Außenbänder oder die Syndesmose betroffen. Bei konservativer Behandlung einer Innenbandverletzung wird für die ersten 4–6 Wochen die Ruhigstellung mit einer Unterschenkel-Fuß-Orthese empfohlen. Begleitende abschwellende Maßnahmen wie Lymphdrainage sowie manuelle Therapie helfen der Beweglichkeit wieder auf die Sprünge und verbessern den Heilungsverlauf. Dennoch ist es wichtig, die Innenbänder gut ausheilen zu lassen und 8–10 Wochen lang auf Sport zu verzichten. Instabile Innenbandverletzungen müssen meist operativ versorgt werden. Auf eine Rekonstruktion der Innenbänder durch eine OP folgt die Nachbehandlung mit einer Unterschenkel-Fuß-Orthese für 4–6 Wochen. Nach einer solchen Operation sollte eine Sportpause von 12–16 Wochen eingehalten werden.
Therapiemöglichkeiten bei Syndesmose-Verletzungen
Da bei Verletzungen der Syndesmose die Symptome wie z.B. Schwellung, häufig weniger ausgeprägt sind als bei Verletzungen der Außen- und Innenbänder, weicht auch die Therapie etwas ab.
Stabile Verletzungen werden in den meisten Fällen konservativ therapiert. Instabile Verletzungen hingegen müssen meist operativ behandelt werden. Sowohl bei konservativer Therapie als auch nach einer OP kann sofort mit einer Ruhigstellung in einer Unterschenkel-Fuß-Orthese für 4–6 Wochen begonnen werden. Zusätzliche Physiotherapie ist ein wichtiger Bestandteil des Heilungsprozesses. Wichtig für die Regeneration ist außerdem die Einhaltung eines Sportverbots von 8–16 Wochen – je nach Schwere der Verletzung.
Hilfreiche Übungen nach einer Bandverletzung
Hier erhalten Sie praktische Übungen zur Stabilisierung und zum Muskelaufbau nach einem Bänderriss oder einer Bänderdehnung im Sprunggelenk.