AIRCAST® Airfree®

Auf dem Markt existieren eine Vielzahl an Sprunggelenkorthesen. Darunter auch etablierte Produkte wie zum Beispiel die AIRCAST® Airgo™. Die Innovationsforschung der letzten Jahre hat dazu geführt, dass sich aktuelle Sprunggelenkorthesen immer weniger an dem klassischen U-Schienen-Design orientieren, sondern auf schlanke, monolaterale und modulare Bauweisen setzen, so wie die AIRCAST® Airfree®, die in diesem Test ebenso erprobt wurde. Unklar war vor dieser Testreihe jedoch, ob Orthesen mit diesen neuen Bauweisen die gleiche Stabilität hervorbringen und somit einen tatsächlichen Mehrwert gegenüber den etablierten Standardprodukten bieten würden.

Daher war das Ziel dieser komplexen Untersuchungsreihe Orthesen mit neuartiger Bauweise, mit den gängigen Orthesen biomechanisch und subjektiv vergleichend zu analysieren. Als Referenzbedingungen wurde neben der Referenzorthese AIRCAST Airgo™ als etabliertes Standardprodukt eine Bedingung ohne Orthese herangezogen. Als innovatives Produkt mit neuartigem Aufbau wurde die AIRCAST® Airfree® in die Analyse einbezogen.

Zunächst wurde das Bewegungsausmaß quasi-statisch mit einem mechanischen Testgerät evaluiert. Dabei wurde der Fuß mit einem standardisierten Sportschuh auf einer Platte in Neutralstellung (0°-Plantarflexion) sowie in 20° Plantarflexion fixiert und mit einem Drehmomentschlüssel mit 4Nm in die Supination gedreht. Das mögliche Bewegungsausmaß (Ausgangsstellung minus Maximalwert) wurde von der analogen Skala abgelesen und notiert. Je geringer die beobachteten Werte, umso weniger Bewegungsausmaß wurde durch das standardisierte Drehmoment hervorgerufen, folglich, umso stabiler war die Orthesenbedingung. Beide Orthesen reduzieren mit 5-8° Supinationsbewegung signifikant das Bewegungsausmaß gegenüber knapp 23° ohne Orthese. Dabei ist die Einschränkung der Supination bei Airfree® stärker als bei der Airgo ™.

Die Möglichkeit der Dorsalextension (Beugung Kniescheibe in Richtung Fußspitze) ist im sportlichen Umfeld von großer Bedeutung. Ist diese Bewegung eingeschränkt, wird die Einschränkung durch Ausgleichsbewegungen im Bewegungsmuster kompensiert. Da Sprunggelenksorthesen das Sprunggelenk umschließen, können sie als unerwünschten Nebeneffekt zu einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit in der Dorsalextension führen.

Um dem Effekt der hier getesteten Orthesen auf die Bewegungseinschränkung in Dorsalextension zu testen, wurde bei den Probanden der Knie-Wand-Abstand gemessen. Der Knie-Wand-Abstand wurde mittels Lasermessung ermittelt und für die Orthesenbedingungen von der Bedingung ohne Orthese abgezogen. Demnach entspricht ein Messwert von 0cm einem Bewegungsausmaß wie in der Bedingung ohne Orthese, negative Werte bedeuten, in der Orthesenbedingung war mehr Dorsalextension möglich, positive Werte zeigen eine Einschränkung der Dorsalextension.

Beide Orthesen zeigten eine mögliche Dorsalextension vergleichbar mit den Werten ohne Orthese. Dieses Ergebnis ist positiv zu werten, da, anders als bei der Supination, eine Einschränkung des Bewegungsausmaßes in Dorsalextension nicht erwünscht ist, um möglichst wenig Einfluss auf das Bewegungsmuster bei der Beinbeugung zu nehmen und somit den natürlichen Bewegungsablauf zu ermöglichen.

Die subjektive Bewertung durch die Probanden wurde mittels Visual Analog Skala (15cm) erhoben. Beide Orthesen sind im Hinblick auf die Stabilität, Passform und Komfort insgesamt positiv bewertet worden und es zeigen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Orthesen. Die Stabilität der Airfree® wird etwas höher als die der Airgo™ bewertet, bei Passform und Komfort liegen die Mittelwerte auf gleichem Niveau. 

Für die biomechanische Evaluation wurden Landungen von Niedersprüngen dreidimensional-bewegungsanalytisch erfasst. Es wurden zwei Landungsbedingungen analysiert: auf flachem Untergrund und auf schrägem Untergrund mit einer 25° seitlichen Abschrägung. Ausgewertet wurden in der flachen Landebedingung der Plantarflexionswinkel unmittelbar vor initialem Bodenkontakt. In der schrägen Landebedingung wurde die maximale Supinationsgeschwindigkeit nach der initialen Landung bestimmt. Beide Parameter können als relevant in der Entstehung, und somit auch der Prophylaxe von Sprunggelenkstraumata eingeschätzt werden. Beide Orthesen reduzierten den Plantarflexionswinkel zum Zeitpunkt der Landung im Vergleich zur Bedingung ohne Orthese. Die Vergleiche zwischen den Orthesen zeigten keine relevanten Unterschiede, beide Orthesen zeigen immer noch einen leichten Supinationswinkel zum Zeitpunkt der Landung, so dass körpereigene Dämpfungsmechanismen trotz der Einschränkungen noch funktionieren können.